Hypnose, was ist das eigentlich? Ich habe lange überlegt, wie ich diese Therapieform erklären soll, ohne dass der Leser ständig seine innere Stimme, nennen wir sie „Kritiker“, hört, die alle gängigen Vorurteile dazwischen ruft. Es geht nicht. Also, lasse ich „meinen“ inneren Kritiker, stellvertretend für „Ihren“ inneren Kritiker hier zu Wort kommen. Daraus ist das folgende Zwiegespräch geworden:

Die Hypnosetherapie wird sehr erfolgreich in Bereichen wie Stress, Angst, Sucht und Persönlichkeitsentwicklung eingesetzt und hat wenig mit der auf Showbühnen dargebotenen Hypnose zu tun.

Kritiker: “… ach komm, das funktioniert doch nur bei leichtgläubigen und einfältigen Personen.”

Das ist das häufigste Vorurteil und es ist kategorisch mit „Nein“ zu beantworten. Was es braucht, sind Menschen, die den Wunsch und den Willen haben etwas zu verändern. Sie müssen bereit sein, sich auf Neues einzulassen und ein Grundvertrauen in die Person haben, die die Hypnose an- bzw. einleitet.

Kritiker: “… ja und dann liege ich da, benehme mich peinlich und erzähle, was ich nie erzählen wollte.”

Auch hier, „Nein“. In der Hypnosetherapie sitzen Sie meist entspannt auf einem Stuhl oder Sessel. Ein einleitendes Gespräch klärt den Ablauf und dient dem Erkennen von Sprachmustern des Klienten, um diese dann in die Hypnose einfließen zu lassen. Durch ruhige Sprechweise, tiefes entspanntes Atmen und eine vertrauensvolle Umgebung, gleitet man in einen Zustand von Entspannung….

Kritiker: “… ha, ja genau und dann kann man alles mit mir machen. Kennt man doch, hinterher kann man sich an nichts erinnern.”

Du meinst, so als ob man zu viel getrunken hätte? Den Zustand in den man sich weit vorurteilsfreier und bedenkenloser begibt?

Nein, eher so, als ob du im Auto unterwegs bist, die Straße ist frei, im Radio dein Lieblingslied, die Sonne scheint… und plötzlich merkst du, dass du anstatt zum Einkaufen, die sich täglich wiederholende Strecke zur Arbeit eingeschlagen hast.

Kritiker: “… ja das ist eben Gewohnheit …”

Ja, genau und dein entspannter Zustand sorgt dafür, dass du ohne viel Zutun das gewohnheitsmäßige Programm abspulen kannst. Dennoch würdest du sofort wahrnehmen, wenn plötzlich ein Rentier die Straße überquert. So wie du in der Hypnose sofort aufmerksam würdest, wenn etwas gegen deinen Willen oder gegen deine Überzeugung geschieht.

Also weiter…Idealerweise wirkt der hypnotische Zustand auf körperlicher wie mentaler Ebene entkrampfend und lässt es zu, dass wir unser zu bearbeitendes Thema in einem größeren Bezugsrahmen sehen. Dies schafft die Möglichkeit größerer Handlungsspielräume…

Kritiker: “… hä?”

Kleines Beispiel. Du bist gestresst, weil sich täglich folgendes Szenario wiederholt:

Du kommst von der Arbeit nach Hause und der Alltag in Form von Kindern, Partner, Hund fällt über dich her und anstatt dich zu freuen, raunzt du das Empfangskomitee an: “… kann ich nicht erst einmal fünf Minuten Ruhe haben…”

Die Folge sind knallende Türen, beleidigte Gesichter. Die Stimmung ist dahin, einzig der Hund wedelt freudig mit dem Schwanz und schaut dich erwartungsvoll an.

Kennen wir alle, so oder ähnlich. In einem größeren Bezugsrahmen erkennst du vielleicht, dass sich die Familie einfach freut, dass du nach Hause kommst und nicht versteht, dass du dich nicht freust.

Eigentlich freust du dich ja auch…

Größere Handlungsspielräume ergeben sich nun dadurch, dass du das erste Mal entspannt auf diese Situation schaust. Was kann man ändern, um der Erwartungshaltung aller gerecht zu werden?

Eventuell den Begrüßungssturm als das annehmen was er ist, eben reine Freude. Oder, vor dem Nachhausekommen erst eine Runde um den Block drehen um sich die nötige Auszeit zu nehmen. Oder, mit allen Beteiligten reden und um 5 Minuten Ankunftszeit bitten, in der du einmal durchatmen kannst.

Du merkst, viele Möglichkeiten, die man erst sieht, wenn man entspannt zurücktritt und einen anderen Blickwinkel einnimmt.

Kritiker: “… also wie ich dachte, du manipulierst so lange in meinem Unterbewusstsein rum, bis mich am Ende keiner mehr wiedererkennt.”

Auch hier, Nein, in der Hypnose wird deine Persönlichkeit gestärkt, weil du ohne Erfolgsdruck und Erwartungshaltung von innen wie von außen Handlungsoptionen im Geiste ausprobieren kannst und dich als erfolgreich wahrnimmst. Das stärkt Selbstbewusstsein und Autonomie.

Kritiker: “… und was ist mit den Kerzen und der Musik und dem Ommm?”

Es gibt viele Möglichkeiten Hypnose anzuwenden, zum Beispiel auch rein zur Entspannung oder um seinen persönlichen Kraft- oder Wohlfühlort zu erleben. Wenn der Klient Kerzen liebt und bei Musik besser entspannen kann, dann sei ihm das gegönnt. Das Omm gehört in die Yogaphilosophie und eher in den Bereich Meditation…

Kritiker: “… und wann gackere ich nun wie ein Huhn?”

Na ja, solltest du einmal in einer Show ausgewählt werden an der Vorführung des Hypnotiseurs teilzunehmen, wird er dich als Persönlichkeit erkannt haben, die gerne einmal auf der Bühne stehen möchte und eher zur Kategorie „Rampensau“ gehört. Wenn du dann das Glück hast, die Aufforderung zu bekommen, wie ein Huhn zu gackern, wirst du in entspanntem Zustand diesen Preis zahlen um a) kein Spielverderber zu sein und b) weil du schon immer mal davon geträumt hast, so richtig Gas zu geben auf einer Bühne.

Und wenn „Sie“ jetzt noch Fragen haben zum Thema, sprechen Sie mich an.

Vielleicht möchten Sie ja einmal eine Entspannungs-Hypnose ausprobieren, garantiert absolut Huhn-frei 😉

Ich wünsche Ihnen Glück und Zuversicht, bleiben Sie gesund,

Petra Radermacher

 

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